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MAZ (26.05.2008) „Dennis Oppenheim Weeks“ am Sonnabend in der Schiffbauergasse eröffnet Von Hanne Landbeck Gerade als Oberbürgermeister Jann Jakobs dabei war, seine Laudatio auf Dennis Oppenheim zu halten, den weltberühmten Künstler, der nun in Potsdam eine Werkschau der letzten 40 Jahre zeigt, fiel ein Ausstellungsstück krachend in sich zusammen. Dass es die Arbeit „Bad cells are a coming“ (1989) war, ist vielleicht ein ebenso gutes Omen wie die Präsenz dieses weltweit bekannten Künstlers bei der Eröffnung. Der Schaden war schnell behoben, allerdings blieb ein bisschen der blauen Flüssigkeit aus den Reagenzgläsern auf dem Boden: Wenn die energetische Kraft des Künstlers und seines Publikums so stark ist, die „schlechten Zellen“ in Gestalt roter und weißer, runder und eckiger Trommelbecken zu zerstören, dann hat Potsdam durch Dennis Oppenheim eine Art Selbstheilung vorgenommen. Denn vor zehn Jahren noch, als Kurator Erik Bruinenberg dem Land- und Body-Art-Künstler vorschlug, in der Schiffbauergasse auszustellen, erschien diesem das Gelände „seinen Ansprüchen nicht angemessen“. Doch jetzt sagt der 70-Jährige, dass noch „viele große Künstler“ kommen werden, denn es sei ein großartiger Ausstellungsraum, und „die Potsdamer können glücklich sein, so ein Gelände zu haben“. Vor dem VW-Design-Center hat Oppenheim eine Installation wachsen lassen: Bäume, an denen anstelle der Blätter Wäschekörbe oder Röhren hängen und wo auch schon mal ein weißer Plastikstuhl schaukelt, halten ihre Äste schwer in den Wind. Auf dem Rasen in ihrer Mitte kuscheln sich architektonische Elemente zu einer Art Dorf zusammen. Die Struktur unserer ursprünglichen Wohn-Art wurde beibehalten, die Konstruktion jedoch thematisiert, wenn man so will, den Wegwerfcharakter unserer Behausungen und lässt viele Interpretationen unser aktuelles Plastiklebens zu. Drinnen im Kunstraum ist viel in Bewegung, die Luft vibriert vor Motorgeräuschen. Empfangen wird der Besucher von den „4 spinning dancers“ (4 wirbelnde Tänzerinnen, 1989), die im Filzkleid, angetrieben von den Spitzen rotierender Bohrer, nimmermüde ihre Tanzrunden „durchdrehen“. „Blood breathe“ (etwa: Blut atmen) von 1996 lässt einem das Blut in den Adern erstarren: Auf hohen, an menschliche Nasen erinnernden Trägern, dampft aus jeweils zwei Nierenbecken, die auch Lungenflügel sein könnten, eine rote Flüssigkeit ihre organische Endlichkeit zum Betrachter. Eine kniehohe Marionette zuckt dazu tanzend ihren eigenen Kommentar. Hinter einem Bretterzaun verbergen sich kleine Wachsmännchen vor dem allzu intensiven Blick, denn sie sind schon dabei, kaputtzugehen: Das unbarmherzige Licht lässt ihre Köpfe rollen und die Körper krümmen. Trotz allem machen sie eine gute Figur. Im Obergeschoss sind Fotodokumentationen der Land-Art-Projekte aus den 70er Jahren zu sehen, mit denen Oppenheim weltweit bekannt wurde. So realisiert sich mit dieser Ausstellung die Hoffnung, als Provinz ein bisschen Metropole zu sein – Kunst-Metropole in dem Fall. Man kann ihr nur noch mehr Zukunft wünschen.
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